08.06.2016

Werkzeuge selber gestalten (InDesign JavaScript)

Was nicht passt, wird passend gemacht? Für unsere Werkzeuge gilt das durchaus.

Nein, jetzt kommt keine Werbung für Heimwerker und Baumärkte, auch wenn die Wortwahl das vermuten ließe. Es geht vielmehr um einen kleinen Werkstatt-Einblick, wie wir zum Beispiel die Festschrift für die Adler-Apotheke Mainz umgesetzt haben. Wir wollten das Layout gerne etwas auflockern und in der gesamten Broschüre eine Diagonale einsetzen, an der sich Textrahmen und Bilder orientieren können. Im Prinzip keine große Sache.

Doch es stellte sich heraus, dass hierfür die Bordmittel unserer Software nicht ausreichen. Es gibt zwar ein Werkzeug, das sich »scheren« nennt und hier könnte man auch den Winkel von 20° eingeben. Doch dieses Werkzeug verzerrt den Inhalt des Rahmens. Texte und Bilder wären so übel zugerichtet.

Also könnte man sich Hilfslinien ziehen und jeweils die Eckpunkte des Rahmens von Hand verschieben. Das ist entsprechend unpräzise und nach jeder Änderung von Breite oder Höhe verändert sich dieser Winkel. Die Eckpunkte müssen erneut von Hand korrigiert werden, wobei die Hilfslinie jetzt garantiert an der falschen Stelle sitzt.

Wo ist der dressierte Affe, wenn man ihn braucht?

Hier ist er, Adobe liefert ihn gleich mit: Die Skripting-Schnittstelle. Es braucht nur noch einen Dompteur und der war in diesem Fall ich.
Nach einer kleinen Auffrischung in grundlegender Geometrie war recht schnell klar, wohin die Reise gehen soll: Ein Skript fragt den gewünschten Winkel ab und verschiebt die Eckpunkte der angewählten Objekte entsprechend den Berechnungen. Δx = H * tan α – Easy as that! (Also, wenn man fließend JavaScript spricht …)

Wenn ein Computer etwas nicht kann, lässt sich das in der Regel ändern.

Man muss es nur tun (können). Auf diese Weise können wir immer wieder interessante Design-Ideen umsetzen und Prozesse beschleunigen, die sich von Hand nicht oder nur sehr lästig umsetzen ließen. Ein mächtiges Werkzeug also, um die vorhandenen Werkzeuge zu erweitern. Jeder Handwerker kennt das. Was wir uns sonst noch ergänzt haben?

– Ein Fortschritts-Balken, der anzeigt, auf welcher Seite man im Kapitel gerade ist: ✓
– Ein »Daumenkino«, bei dem – ebenfalls kapitelweise – eine Linie hin- und herpendelt: ✓
– Die genaue Angabe des Verhältnisses von Schriftgröße zu Zeilenabstand (in mm statt pt) zur Entwicklung und Prüfung von CD-Richtlinien: ✓
– Die automatische Formatierung von 200 Seiten Text – per Knopfdruck: ✓
– Adressen auswählen und im Briefkopf einsetzen: ✓
– Ort und Datum einfügen (bevor es Textvariablen gab): ✓

Natürlich benötige ich dabei ab und zu auch Hilfe. Daher an dieser Stelle auch noch einmal großen Dank an die tolle Community bei HilfDirSelbst.ch! Dort und an anderen Stellen gibt es ja auch zahlreiche Skripte von anderen Menschen, die z.T. sehr hilfreich sind.

Den Code her, Alter!

Für alle Kolleg:innen, die jetzt auch Parallelogramm-Layouts machen wollen, schreibt uns gern eine Mail. Ich gehe davon aus, ihr ein Indesign-Javascript installieren könnt.

Simon Wehr
Superuser & Head of Presentation

… gestaltet Themen, die es wert sind, auch in Zukunft gesehen zu werden.

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