Carte Blanche (1) – in der Druckerei
Aus der Maschine laufen etwa 500 Druckbogen pro Minute. Das ist weniger als ein Drittel der möglichen Geschwindigkeit.
Die letzten Wochen haben wir etliche Stunden in der Druckerei Wolf verbracht. Den einen oder anderen Nachmittag und oft bis weit in den Abend haben wir mit Kinderwagen in der Druckhalle gestanden und voller Erwartung den Druck von Carte Blanche begleitet.

Nicht nur, dass wir neugiereig waren, wie unsere Werke aus den Maschinen kommen. Wir mussten auch ganz genau hinsehen, ob alles richtig auf den Bogen steht.
Normalerweise – also im Vierfarbdruck – stehen auf den Druckbogen Farbkontrollstreifen. Diese können von speziellen Messgeräten erfasst und ausgelesen werden. Die Ergebnisse werden direkt in die Druckmaschine eingespeist. Wenn der Drucker ordentlich arbeitet – und davon gehen wir ja wohl aus – hat man als Designer nicht mehr so schrecklich viel zu tun. Aber mit 6 Sonderfarben sieht das anders aus.
Es gibt keine Farbkontrollstreifen, die die Maschine auslesen könnte, folglich müssen die Farben von Hand per Auge mit dem Farbfächer abgeglichen werden. Ebenfalls muss sichergestellt werden, dass ein und dieselbe Farbe auf allen stellen des Druckbogens gleichmäßig erscheint.
Auf diese Weise wird jede der sechs Sonderfarben eingerichtet. Der Druck und die Farbmenge werden für den Bogen eingestellt und abgespeichert. Diese Werte können aber keinesfalls einfach auf die folgenden Bogen übertragen werden, sondern werden für jeden Bogen einzeln angepasst und ausgeglichen.
Lena prüft zusammen mit dem Drucker den Farbauftrag.
Dann muss natürlich immer geprüft werden, ob die Farben sauber zusammen drucken. Blitzer) sind ein ganz unangenehmer Fehler, der auch dem ungeübten Auge schnell auffällt.

Ach und natürlich muss jeder Beteiligte ganz genau prüfen, ob auch jede Platte die richtige Farbe druckt! Bei einem aus vier Farben aufgebauten Bild würde es sofort auffallen, wenn der Himmel rot statt blau ist. Bei den Grafiken von Carte Blanche ist das selbst für uns schwierig gewesen. Und wir haben sie immerhin selber erstellt! So ist dann auch wirklich einmal die kleine Verwechslung passiert, dass eine Platte in das falsche Farbwerk eingelegt wurde. Naja, bei sechs Farben kann das ja auch wirklich mal passieren … Lustiger weise hat uns ausgerechnet der Rosenmontag diesen Streich gespielt. Carte Blanche ist eben ein original Meenzer!
Ich habe ehrlich gesagt den Überblick verloren, wie viele Druckbogen insgesamt für den Kalender gedruckt wurden. Mit Einband, Vorsatz, Klappen und normalen Lagen müssen es weit über acht Bogen gewesen sein. Die meisten Bogen wurden erst im klassischen Vierfarbsatz vorgedruckt (für die Illustrationen und Fotos). In einem zweiten Durchgang wurden dann die sechs Sonderfarben hinzugedruckt. Jeweils bei Vorder- und Rückseite. Dieser ganze Ablauf hat sich als wesentlich sensibler erwiesen, als wir alle gedacht hätten. Deshalb hat dann auch nur noch ein einzelner Drucker Carte Blanche gedruckt.
An dieser Stelle auch noch einmal großen Dank an und respektvolle Verbeugung vor Stefan Ditt!

Fortsezung folgt …