07.11.2022 Haltung

Vortrag: Greenwashing

Speziell, wenn es um Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen geht, ist es für Unternehmen verlockend, sich möglichst optimal zu präsentieren. Und da ist der Vorwurf des Greenwashings, der Grünfärberei, nicht weit.

Ich freue mich immer, wenn unsere Expertise gefragt ist! Im Oktober haben wir einen Vortrag zum Thema Greenwashing halten dürfen – very nice!
Es hat riesengroßen Spaß gemacht, dieses Thema mit meiner sehr geschätzten Kollegin Miriam Horn-Klimmek von FORMLOS Berlin in einen unterhaltsamen Vortrag zu bringen. Miriam ist BDG-Kollegin und dort hat sie den Blog Perspektiven initiiert, bei dem auch ich im Redaktionsteam mitarbeite. Zu lesen gibt es dort Denkanstöße rund um das Thema Verantwortung im Kommunikationsdesign. Reinlesen lohnt sich!

Bühne bei der Podusiumsdiskussion in Sesseln sitzen. vlnr: Simon Wehr, Miriam Horn-Klimmek Moderator Stephan Hübner

Anregende Podiumsdiskussion, moderiert von Journalist Stephan Hübner. Foto: Marc Todesco

Aber zurück zum Vortrag: Eingeladen hat uns die Polytechnische Gesellschaft in Frankfurt. Im Rahmen ihrer Vortragsreihe „Zukunft Mensch“ sprechen verschiedene Redner über aktuelle und kommende Herausforderungen und über Wege, sie zu bewältigen.

Greenwashing – Pflegeanleitung

Man kann Wäsche durchaus in der Maschine umfärben, egal ob als Unfall (Rosa Hemd anyone?) oder mit diesen praktischen Farbpackungen, die noch lange in den Dichtungen hängen. Wir haben uns also die Greenwashing-Waschmaschine als Beispiel genommen und dort drei Waschprogramme ausgemacht – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Der Kurzwaschgang

Hier wollen meist große Unternehmen ein Geschäftsmodell kaschieren, das an sich nicht zukunftstauglich oder nachhaltig ist. Ölkonzerne, Luftfahrtgesellschaften und dergleichen wollen weiter Gewinn machen und expandieren, dabei ihr Geschäftsmodell beibehalten. Mit den derzeitigen Methoden gibt es wenig Möglichkeiten, hier glaubhaft für Ökologie und Enkeltauglichkeit einzustehen. – Eine Billige Nummer muss her.
Die Kommunikation ist meist im Konzerndesign gestaltet und strotzt vor Waldbildern und glücklichen Blättern.

Das Pfegeleicht-Programm

Das Prinzip Trendsurfing. Die Konsument:innen wollen »grüne« Produkte? Wir bieten ihnen grüne Produkte, wären ja blöd, wenn nicht! Damit das auch wirklich die Letzte Person im Supermarkt versteht, werden wir überhäuft mit Kraftpapier, Handschriften und Spezial-Öko-Siegeln. Je handgemachter etwas aussieht, desto grüner!
Das muss an sich nicht falsch oder schlecht sein. Wenn ein großes Unternehmen aber viele verschiedene Marken führt und plötzlich mit einer einzelnen grünen Marke die Ladenregale stürmt, wie glaubwürdig ist das? Geht es wirklich nur um einzelne Produkte oder gehört zum Grünsein nicht viel mehr ein umfassendes Handeln als gesamtes Unternehmen?

Das Eco-Programm

In den letzten Jahren sind viele grüne Startups entstanden. Das Design ist fresh, klar, dynamisch modern. Packpapier und grüne Farben sind nicht so zentral, denn hier spielt eine nachhaltige Idee die zentrale Rolle im Geschäftsmodell, der Gründungsstory. Zum Beispiel ein Rucksack aus recyceltem Plastikmüll. Blöd nur, wenn vor lauter Profitstreben, die Versprechen viel größer ausfallen, als die Taten. Verdächtig ist es auch, wenn Markenversprechen auf kritische Nachfrage hin lautlos von der Website genommen werden.
»Fake it till you make it«, ist zwar ein dufte Spruch der agilen Startup-Welt. Aber als Unternehmen Fakten zu behaupten und sie nicht belegen können riecht ganz frühlingsfrisch nach … Greenwashing.

50 Shades of Green

Es gibt bestimmt noch mehr Programme auf der Greenwash-Maschine. Ich bin gespannt, welche uns noch auf- und einfallen. Miriam und mir ist klar geworden, dass die Vielfalt und »Schwere« (aka Bösartigkeit) des Schönfärbens oft nicht klar zu fassen ist. Wo ist eine Aussage leicht überspitzt, wie in jeder Werbung? Wo ist ein guter Ansatz ein richtiger Schritt weg vom alten Wirtschaften? Wo ist dieser Schritt blanke Kundenverspottung ohne Substanz?
Es bleibt also dabei, auch Green gehört in die Buntwäsche, einfache Wahrheiten sind zu schwarz weiß. (Hat jemand noch eine Farbmetapher, um sie hier unterzubringen?)

Das volle Programm im Video

Die genauen Ausführungen, weitere Details und Ansätze zum Umgang mit Greenwashing könnt ihr im Video des Vortrags nachschauen. Schaut euch gern den Vortrag mit der anschließenden Diskussion auf Youtube an. Viel Spaß!

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Simon Wehr
Superuser & Head of Presentation

Steht gern auf Bühnen um sein Wissen zu teilen. Redet aber noch viel Lieber mit den Menschen über Themen der Zukunft.

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