19.12.2017

Der große Weihnachtsmann Design-Check

Von drauß’ vom Kaufen komm ich her, ich muss euch sagen: Schokolade ist nie leer.
Schauen wir jetzt ganz genau hin, welche Spezialitäten die Lebensmittelindustrie uns fürs Weihnachtsfest zu bieten hat.

Von drauß’ vom Kaufen komm ich her, ich muss euch sagen: Schokolade ist nie leer.
Schauen wir jetzt ganz genau hin, welche Spezialitäten die Lebensmittelindustrie uns fürs Weihnachtsfest zu bieten hat.

Mr. British Weihnachtsman von Nestle

After Eight Geruch pur

Außen der britische Schirm in Flaggenfarbe, dazu trägt er die Aktentasche. Innen schwarze Schokolade, sehr anspruchsvoll anzufassen, ohne dass sie gleich dahinschmilzt. Aber schaut her, unter der Aktentasche verbergen sich auf der Schokofigur Geschenke. Innen und außen passt gar nicht zusammen. Schön auch die Angabe: 5 Portionen. Das heißt, man soll diesen Weihnachtsmann zu fünft essen? Wie bitte soll man den in fünf Teile teilen? Aber die spannenden Frage:
Wo ist diese weiße Minzfüllung?

Leider keine Spur von dieser weißen zuckerigen trägen Masse, die überall hinfließt, wo sie nicht soll. Schade, ich dachte, er wäre komplett damit gefüllt.

Kitkat Weihnachtsmann – auch von Nestle

Also, von hinten betrachtet, ist das hingehudelt, oder? Sieht aus nach keine Lust mehr gehabt – ähnlich wie bei Ikea: Schaue ich mir den Schrank von der Rückseite an, dann ist da auch keine Kante mehr furniert … Das ist bestimmt gut für die Kostenoptimierung :-) Mit Smartphone und vier Riegeln in der Hand – hinten bei der Nährwertangabe steht doch dass es fünf Portionen sind! Verstehe ich nicht.

Ziehen wir ihn aus – und siehe da, kein Smartphone mehr, keine Riegel, dafür den Sack und die Glocke:

Sieht ganz so aus, wie der britische Kollege. Und die Kitkat-Waffeln? – Keine drin. Sie sind kleingehäckelt und in der Schokomasse verteilt.

Ich hätte mir diese netten Rentiere, die man vorn sieht auch auf der Schokolade gewünscht. Allerdings passen die Rentieren nicht zusammen, oben im Stick-Look, und unten als Comic …

Smartiesmann schon wieder Nestle

Kennen wir uns nicht von Ostern?

Ach nee, da warst du ja noch Hase.

Innen und außen, das passt ganz gut, Nestle besitzt also doch mehr als nur eine Schoko-Gießform für Weihnachtsmänner. Schön bist du nicht, bei dir zählen die inneren Werte. Und die klappern natürlich überall. Warum du nicht schön bist? Du erinnerst vom Gesicht an Mickey Maus, allerdings hier mit breitem Schnurrbart, dein Gesichtsausdruck irgendwie dümmlich, sowohl auf der Folie, als auch auf der Schokolade. Einzig dass die Rückseite der Alufolie mit gestaltet wurde, und das Rentier und die beiden anderen Figuren deinen Rücken zieren, das ist fein.

Für Mädchen! Für Jungs! Von Milka!

Einhörner, Schlittschuhe, Krone und Prinzessinnenaccessoires für die Mädels! Bagger, Controller, Dinos, Roboter (unten rechts) und Fußball für die Jungs. Es lebe die Gleichberechtigung. Man scheint einfach mehr verkaufen zu können, wenn man seine Produkte geschlechterspezifisch verpackt.

Das ist effizient, denn man braucht sich nicht mal etwas Neues auszudenken.

Es ist absurd:

Weihnachtsmann in rosa, in hellblau, in britisch, in lila – alles kein Problem heutzutage – aber wo ist eigentlich die Weihnachtsfrau?

Erwähnte ich, dass der für die Mädchen rosa ist und der für die Jungs hellblau? Man fragt sich, wo denn eigentlich die nächste im Bunde ist. Transgender Weihnachtsmann, wo bist du? Habe ich dich beim Einkaufen etwa übersehen oder wirst du erst 2020 produziert? Und welche Geschenke füllt man in dein Säckchen?
Doch seht her, es herrscht doch noch Gleichberechtigung. Die Schokoladenform ist gleich. Hätte ja auch sein können, dass wir sie auspacken und einen aus rosa und einen aus hellblauer Schokolade finden.

Ganz klassisch – Weihnachtsmann von Lindt

So stelle ich mir einen Schoko-Weihnachtsmann vor: Ganz klassisch, in rot, gold und weiß. Subtil gezeichnet, mit goldener Glocke, Geschenken und Jutesack.

Im Gegensatz zu den anderen ist er keine witzige Figur, und vor allem ist er ein alter Mann. Der Sack über den Schultern geht im Motiv auch auf dem Rücken weiter und die Farben sind weitaus gedeckter als bei den Kollegen. Einzig die Mütze hätte noch etwas höher über den Kopf gezogen sein können. So wirkt sie zu flach. Der Duft von Vanille steigt mir beim Fotografieren in die Nase. Die Schokolade ist fein gezeichnet. Innen und außen passt gut zusammen. Na bitte, es geht doch :-) Herzlichen Glückwunsch!

Der Noname Weihnachtsmann

Eigentlich ganz nett. Keine Dekofolie, dafür eine Schutz- und Sichthülle. Das heißt natürlich, dass die Schokolade fein gearbeitet sein muss, denn:

Tranzparenz eignet sich immer dann, wenn der Inhalt überzeugen soll.

Bei Orangen z. B. bin ich immer skeptisch, ob ich die in den feinen Papieren kaufen soll, man weiß ja nie, ob nicht gerade die dann faulige Stellen hat. Nicht so hier bei Mr. Noname, übrigens von der Firma Weibler. Kennt ihr nicht? Wahrscheinlich liegt es daran, dass er aus dem Schokoladenfachgeschäft stammt. (Gleich hier am Mainzer Dom). Schokolade in vier Farben, das hat Klasse. Alternativ zum Lutscherstab hätte ich ein Bändchen zum Aufhängen gut gefunden, dann könnte man ihn auch als Weihnachtsschmuck am Baum verwenden, und die Industrie müsste nicht noch Hunde- und Katzenweihnachtsgeschenke extra produzieren. Die haben bestimmt doch gerade jetzt alle Hände voll zu tun.

Fazit

Weihnachtsmänner, es sind viele Tausende, mehr als wir essen können, selbst wenn wir anfangen unsere Ernährung auf 100 % Schokolade umzustellen. Die Produktentwicklungen gehen mehr in die Breite als in echte Varianten. Ich sehe Weihnachtsmänner in dick und dünn von klassisch bis poppig, altbacken oder ganz hipp, in rosa, mit Schmuck, mit Kopfhörer oder Taucherbrille, als Schneemann, als Eule, mit Überraschungsei wahlweise in rosa oder oder hellblau, mit Sonnenbrille, mit Goldstück und Liebesbotschaft am Halsband, mit Kinderriegeln, mit roter Stoffstiefeltüte und all das in den Größen klein, mittel und groß … All diese Figuren fast ausschließlich in Milchschokolade oder eben wie oben beschrieben.
Was allerdings wirklich noch fehlt ist der personalisierte Weihnachtsmann. Der schöne, der gütige mit dem großen Sack, auf dem in geschwungenen Buchstaben geschrieben steht: für Lena!

Ich glaube, das ist der Fortschritt, von dem wir alle immer schon geträumt haben?
Jetzt stellt sich nur noch die Frage, was tun, mit diesen Kandidaten?

Lena Weissweiler
Chief Inspiration Officer

… möchte den nächsten Generationen nicht ein völliges Chaos hinterlassen, und räumt ihren Schreibtisch trotzdem nicht auf.

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